Einmal Elon und zurück

Als das Tesla Model X auf den Markt kam, musste ich es unbedingt Probefahren. Alleine schon wegen der Flügeltüren. Aber auch, weil ich endlich wissen wollte, wie sich ein Elektroauto anfühlt, welches nicht Verzicht sondern Spaß verspricht. Und jede Menge Software-Features, inkl. einem Vorgeschmack auf autonomes Fahren.

Letzteres fand ich damals total beängstigend. Das Auto aber ganz toll, und auf angenehme Art unspektakulär gut zu fahren. Nur leider konnte ich mir es damals nicht leisten… Fast forward bis zum Jahr 2020. Da hatte ich endlich genug Geld und habe mir zum Jahresende spontan einen gekauft. So spontan, dass ich die Gerüchte über den bevorstehenden Facelift gar nicht mitbekommen habe. Oh well.

Das Auto war und ist aber wirklich super. Endlich ein Hersteller, der was von Software versteht. Und auch wenn Elektromobilität noch immer ein Abenteuer war, war ich angefixt. Als dann etwas später die Sanierung unseres zukünftigen Hauses anstand, hätte ich die Dachziegeln am liebsten durch Tesla Solar Roof ersetzt - wenn sie denn in Deutschland lieferbar gewesen wären. So wurde es „nur“ eine herkömmliche PV-Anlage mit immerhin zwei Tesla Powerwalls.

Die Integration von Hardware und Software war von Anfang an beeindruckend und erinnerte mich an Apple (bin großer Fan). Meine persönliche Energiewende gewann nicht zuletzt dadurch eine gewisse Eigendynamik, und als klar war, dass die Ölheizung nicht mehr lange hält, musste man mich von einer Wärmepumpe nicht lange überzeugen (Russisches Gas kam für mich ohnehin nicht in Frage).

Teslas Ziel ist, die Umstellung der Welt auf nachhaltige Energie zu beschleunigen – also bei mir hat’s wirklich gut geklappt. Und Elon mag Tesla zwar formal nicht gegründet haben, aber als Unternehmer hat er Tesla zu dem gemacht, was es heute ist. Das fand ich bewundernswert. Und auch sonst war er ganz gut unterwegs, mit SpaceX schoß er Raketen ins All und betrieb Starlink. Träumte von einer Besiedlung des Mars. Und fand dann noch Zeit für eine paar andere unternehmerische „Hobbies“.

Heute habe ich ein großes Problem mit Elon. Einem Elon, der sich augenscheinlich immer weniger um seine Unternehmen und die Technik kümmert, sondern alles daran setzt, eine politische Agenda umzusetzen. Dagegen wäre noch nichtmal grundsätzlich was zu sagen. Dass er dabei aber blind zu sein scheint für die potentielle Gefahren einer solchen Konzentration von wirtschaftlicher, medialer und politischer Macht, für die potentiellen Interessenkonflikte, und für den Sinn der Gewaltenteilung und die Rolle der Medien als Vierte Gewalt, macht mir Angst.

Und viele seiner jüngsten Äußerungen gerade im Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine fand ich falsch, kontraproduktiv und zum Teil wirklich niederträchtig.

Würde ich heute einen Tesla kaufen? Würde ich nicht. Sind die Produkte deswegen schlecht? Natürlich nicht. Sie sind gerade technisch weiterhin hochspannend. Kann man sie weiter benutzen? Mit Bauchschmerzen. Wie geht es weiter? Keine Ahnung. Ich wünsche mir den alten Elon zurück. Der war herrlich verrückt, aber eben nicht gefährlich.

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Wie Tesla versucht hat, mir eine zusätzliche Powerwall zu verkaufen